Phänomen Dritte

Die 3. Mannschaft des SuS ist in Scheidingen eingeschlagen wie eine Bombe.

Trainer Nils Ingwersen: “ Ohne Excelliste komme ich kaum noch klar!“

Kabinensituation ist die große Baustelle beim SuS

Es ist wirklich erstaunlich welche Entwicklung die 3. Mannschaft nach ihrer Gründung 2020 genommen hat und welch großer Beliebtheit sich diese Truppe erfreut. Um dieses Phänomen ein wenig zu beleuchten trafen sich der leitende Redakteur des SuS Franz-Josef Berz und der Trainer der 3. Mannschaft Nils Ingwersen am letzten Donnerstag zu einem Interview.

Interview! Franz-Josef Berz befragt den Trainer der 3. Mannschaft Nils Ingwersen am 05.08.21
Interview! Franz-Josef Berz befragt den Trainer der 3. Mannschaft Nils Ingwersen am 05.08.21

Berz:  Nils, herzlich willkommen und vielen Dank das du dir die Zeit für uns nimmst. Corona hat unser aller Leben verändert! Wie bist du persönlich damit umgegangen?

N. Ingwersen: Danke für die Einladung zu diesem Interview. Für den SuS immer sehr gerne. Ja dieses Thema nehmen wir schon sehr ernst. Wir hatten allerdings Glück, dass in der gesamten Familie und im gesamten Umfeld niemand erkrankt ist. Wir haben uns an alle Regeln gehalten, obwohl man über einige Regeln sicherlich vortrefflich streiten kann. Corona ist einfach scheiße, aber wir können es nun mal nicht ändern.

Berz: Hattest du während des langen Lockdowns Kontakt zu deinen Spielern?

N. Ingwersen: Natürlich! Sowohl als auch! Ich habe den Jungs aber nicht gesagt, geht laufen, macht dies oder das. Die Spieler sind alt genug um sich alleine fit zu halten. Briefe haben wir uns jetzt nicht geschrieben!

Berz: Wie bist du eigentlich darauf gekommen die Dritte zu trainieren?

N. Ingwersen: Ja ich wollte schon länger mal einen Trainerschein machen und war deswegen häufiger mit Peter Pyka in Kontakt. Ich war auch schon 2 mal angemeldet. Die Lehrgänge sind aber ausgefallen. Nicht wegen Corona, sondern mangels Masse. Lennart Wilms hat mich dann irgendwann angesprochen, ob ich nicht die neue Dritte übernehmen will. Ich habe kurz überlegt, mit meiner Frau gesprochen und aus dem Bauch ja gesagt.

Berz: Dritte Mannschaften gelten ja oft als eigenwillige Institutionen im Verein. Warst du dir der Gefahr bewusst?

N. Ingwersen: Eine Gefahr gesehen habe ich nicht! Eher eine Chance für die Jungs und für den Verein. In der 1.- und 2. Mannschaft waren die Kader sehr groß, da wurde es für einige Jungs schon kritisch. Wir wollten die aber hier behalten. Diese Möglichkeit habe ich und andere schnell erkannt. Am Anfang waren wir rund 20 Spieler, jetzt sind wir irgendwo bei 45 Leuten. Ein paar der Spieler kannte ich, da wir noch zusammen gekickt haben. Und den Rest werde ich kennen lernen. Aber an eine Gefahr habe ich nie gedacht.

Berz: Die 3. Mannschaft ist ja in Scheidingen eingeschlagen wie eine Bombe. Viele Zuschauer und Fans. Beim ersten Spiel bin ich 5 Minuten zu spät gekommen und habe mich gefragt, was ist hier denn los? Woran liegt das nach deiner Meinung?

N. Ingwersen: Die Jungs haben einfach Bock auf kicken. Das ist einfach eine große Gemeinschaft bzw. eine große Gemeinschaft geworden. Irgendwann habe ich so scherzhaft beim Training gesagt, so Leute es reicht jetzt mit Leuten ran holen. Hat nix gebracht, es kommen immer noch neue Leute dazu. Ich habe echt Probleme mir alle Namen zu merken. Aber viele der Spieler machen privat was miteinander. Das ist wie eine Großfamilie und die haben einfach Bock. So würde ich es beschreiben.

Berz: Du hast ja einen riesen Kader. Bayern München ist ja eine Lachnummer dagegen. Wie geht man damit um?

N. Ingwersen: Ja in der WhatsApp Gruppe habe ich jetzt 53 Leute! Grundsätzlich musst du versuchen alle bei Laune zu halten. Das ist schon mal ganz wichtig. Das machen die Jungs aber zum größten Teil selbst. Viele unternehmen am Wochenende gemeinsam etwas. Und Schwede glaub mir, auch an einem Samstag Abend halten die sich nicht mit Wasser, Fruchtsäften oder Softdrinks auf. Die puschen sich auch gegenseitig. Für die Top-Laune in der Mannschaft haben die selber gesorgt. Mein Anteil daran ist mit Sicherheit der Kleinste. Ganz großes Kompliment an diese Mannschaft, was hier geschaffen wurde, das liegt ganz alleine an denen. Ich mache mir wirklich Exceltabellen. Die Namen habe ich jetzt langsam alle drin. Wer war beim Training usw. ,wer hat letztes mal gespielt; dies kannst du nur noch im Excel nachhalten. Und daraus musst du dir einfach einen Mix machen für eine Aufstellung und immer wieder rotieren. Im Moment ist es enger! Urlaub, Schichtdienst, Verletzte etc. Neulich in Lünen hatte ich sogar nur 14 Leute. Trotzdem steht der Spaß für mich im Vordergrund und so soll es auch sein.

Berz: Ich habe mal gehört das du scherzhaft gesagt hast, wenn die das erste Tor schießen habe ich mein Ziel erreicht und höre auf! Stimmt das?

N. Ingwersen: (Lächelt) (Lacht) Das kann eigentlich nur eine Parole sein. Ich kann mich nicht daran erinnern. Nach den ersten Trainingseindrücken habe ich festgestellt, dass du Leute dabei hast, die können richtig gut kicken. Und die anderen! Faszinierend ist es zu sehen, dass die anderen permanent aufholen. Da habe ich Spaß dran. Ich werde das wohl mal irgendwann gesagt haben, aber mittlerweile bin ich da meilenweit von entfernt.

Berz: Die 3. Mannschaft hat dann als Newcomer 9 Punkte in neun Spielen geholt und dabei 25 Tore geschossen. Hat dich das überrascht?

N. Ingwersen: Hier kommt wieder mein berühmtes „Sowohl als auch“. Bei der Vielzahl war ich überrascht, dass man die alle so unterkriegt! Ich habe aber in der Vorbereitung in unserer Truppe einige gute Kicker gesehen. Das wir damit auch schlagfertig werden könnten, habe ich geahnt. Wir hätten noch mehr Punkte holen können, wenn nicht sogar müssen. Wir haben immer knapp verloren und das auch nur auswärts. Unser erstes Spiel zu Hause ging leider auch daneben. Wir haben nur gegen die Teams ganz oben verloren und das auch immer knapp. Wenn man sich die Spielverläufe ansieht, merkt man schnell, dass diese Mannschaft nie aufgibt. Und das ist einfach nur klasse und richtig geil. Das macht einfach nur Bock am Rand. Wäre Corona nicht gekommen, hätten wir uns in der Tabelle sicherlich nach oben verbessert.

Berz: Dann kommen wir schon zum Ende. Hast du Ziele für diese Saison, oder lässt du es entspannt auf dich zu kommen?

N. Ingwersen: Wenn ich die Vereinsvorgaben sehe, könnte ich es entspannt auf mich zukommen lassen. ( Inge lacht) Für mich habe ich allerdings festgelegt, dass wir natürlich weiter Spaß haben wollen. Sogar ganz viel Spaß! Ich denke aber auch, wenn wir gut starten und Lust und Gier haben, können wir in unserer neuen 10er-Gruppe unter die ersten 5 kommen. Das Potential ist einfach da. Es ist auch genug Potential vorhanden um aufzusteigen. Dazu müssen wir es allerdings jeden Spieltag abrufen. 

Berz: Last but not least! Was stört dich beim SuS?

N. Ingwersen: Ja, wie Sivi auch schon gesagt hat, die Kabinensituation ist natürlich verheerend. Und wenn der Vorstand kommen würde und mich fragt, was ich von einem zweiten Platz halten würde, würde ich antworten, dass ich das ganz gut finden würde! (Inge lacht schon wieder) Aber ansonsten ist es richtig gut beim SuS! Man darf nicht nur immer das Negative sehen.

Immer über 20 Leute beim Training einer 3. Mannschaft sind eher die Ausnahme
Immer über 20 Leute beim Training einer 3. Mannschaft sind eher die Ausnahme
Trainingsbeginn beginnen mit kurzen Erläuterungen durch Trainer Nils Ingwersen! In diesem Bild hat der Zeichner einen kleinen Fehler versteckt. Allerdings muss man dazu sagen, dass der Spieler der den Fehler hält verletzt ist.
Trainingsbeginn beginnen mit kurzen Erläuterungen durch Trainer Nils Ingwersen! In diesem Bild hat der Zeichner einen kleinen Fehler versteckt. Allerdings muss man dazu sagen, dass der Spieler der den Fehler hält verletzt ist.